Hiriketiya - Auf die Surfbretter, fertig, los!


Hallo ihr Lieben,


heute ist Montag, der 01.04.2024, und unsere letzten Stunden in Sri Lanka sind angebrochen. Wir sitzen auf dem Balkon unserer wunderbar hellen Unterkunft in Mirissa, einem Küstenörtchen im Süden des Landes, und starren auf die sanften Wellen des Meeres hinaus. Kaum denkbar, dass hier 2004 der Tsunami, der mehr als 230.000 Menschen in 14 Ländern tötete, wütete. Wir müssen erneut an unseren Taxi-Fahrer denken, der uns von seiner Dankbarkeit berichtete: Die Flut hatte sein Haus, welches direkt an der Küste stand, in nur wenigen Sekunden dem Erdboden gleichgemacht und er stand vor der Ruinen seiner Existenz. Durch Spenden aus Deutschland sowie die Hilfe der Johanniter war er glücklicherweise in Lage, sein Leben erneut aufzubauen. Er hat sich gewünscht, dass wir seinen Dank mit so vielen Menschen wie möglich teilen, damit alle Spendenden wissen, dass ihre Unterstützung auch ankommt. Das möchten wir hiermit gern tun.


Und nun zu unserem lang ersehnten wasser- und adrenalinreichen Wochenrückblick. Die vergangenen 1 1/2 Wochen haben wir nämlich an der Südküste Sri Lankas verbracht, um Patty's nächster sportlichen Idee nachzukommen: Surfen lernen! Die Vorstellung eines Skateboards auf dem Wasser ist aber auch einfach cool oder? Ob es bei der Vorstellung geblieben ist oder ob wir tatsächlich jetzt surfen können, erfahrt ihr in diesem Beitrag!

Die Anfänge des Wassersports


Der Ursprung des Surfens wird übrigens den Polynesiern zugeschrieben, die bereits im 12 Jahrhundert Höhlenmalereien mit "Surfern" auf Wellen an die Wände kritzelten. Die Polynesier waren sehr gastfreundliche und lebensfrohe Menschen, die in Harmonie mit dem Meer lebten und viel Zeit damit verbrachten, auf einfachen Planken oder einem Kanu das Meer abzusurfen. Nachdem unsere polynesischen Freunde durch ihre Seefahrten das Surfen um 1720 nach Hawaii brachten, wurde das Wellenreiten für die Hawaiianer schnell ein wichtiger Bestandteil ihrer Religion. Beim Bau eines Surfbretts legten sie größte Sorgfalt auf die Auswahl des richtigen Baumes und die Arbeit am Brett wurde von religiösen Ritualen begleitet, um sich den Schutz und das Wohlwollen der Götter zu sichern. Die erste schriftlichen Überlieferungen vom heutigen Trendsport werden dem Entdecker der Hawaii-Inseln, Kapitän James Cook, zugeschrieben. Im Jahre 1778 stieß er auf die Inselgruppe und äußerte in seinem Tagebuch sein Erstaunen über das Geschick der Eingeborenen, die mit einem Holzbrett in der Brandung surften.

Unsere Zeit im Kima-Surfcamp in Hiriketiya


Wir haben unser Glück erstaunlicherweise nicht auf Planken versucht, sondern haben uns für unsere erste Woche ins Kima-Surfcamp eingebucht. Hier haben wir uns für ein cooles Paket inkl. Unterkunft, Surfstunden, Transfer zum Strand, Yoga, Frühstück, Abendessen und abendlicher Aktivitäten mit den anderen Surfenden entschieden. Eine absolut geniale Entscheidung, da wir uns für eine Woche um nicht viel kümmern mussten - außer um's Überleben im Wasser. Das Camp liegt in der Nähe des kleinen Ortes Hiriketiya (auch Hiri genannt), der für Anfänger wie uns perfekte "Beachbreaks" bereit hielt. Wie der Name erahnen lässt, brechen die Wellen hier auf einer Sandbank und sind somit weniger gefährlich als z.B. bei den "Reefbreaks". Diese brechen nämlich über Riffen und führen öfter zu fiesen Abschürfungen oder Bekanntschaften mit dort wohnenden Seeigeln.


Am ersten Tag wurden uns direkt unsere ersten  Surfboards zugeteilt: Wir begannen auf sogenannten Softboards, die für Beginner einfach(er) zu bedienen sind als Hardboards. Sie haben eine große Gleitfläche im Wasser, bieten eine stabile Unterlage und sorgen aufgrund ihrer weichen Beschaffenheit dafür, dass das Verletzungsrisiko im Falle eines Zusammenstoßes von Mensch und Brett gering ausfällt. Am Nachmittag hatten wir dann bereits unsere allererste Surfstunde - im Pool! Denn das wohl Wichtigste und Schwierigste (am Anfang) ist das sichere Aufstehen - der Pop Up. Nachdem man sich in Liegestütz-Position auf dem Brett befindet, muss man sich in den Stand befördern. Dazu drückt man sich mit den Armen möglichst schnell nach oben und positioniert dann zuerst das hintere Bein auf dem Brett. Anschließend folgt das Vorderbein, sodass man dann im Idealfall elfenhaft mittig auf dem Brett steht und dabei mehr als sportlich aussieht.


So wie es Rechts- und Linkshänder gibt, gibt es auch unterschiedliche Arten der Fuß-Positionierung: Regular und Goofy. Regular bedeutet, dass sich der linke Fuß vorne befindet und goofy heißt, dass der rechte Fuß vorne steht. Wie beim Snowboarden auch, fährt Pierre regular, während Patty goofy unterwegs ist. Nachdem die ersten Aufstehversuche im Pool dann mehr oder weniger locker-flockig aussahen, waren wir bereit für unsere erste Surfstunde im Meer, die am nächsten Morgen stattfinden sollte. Ach und wer sich fragt, weshalb Surfer ihre Bretter nicht verlieren: Dazu bindet man sich - am besten bevor man sich in die Wellen wirft - eine Leine an den hinteren Fuß und verbindet es mit dem Board, sodass man anschließend mit seinem neuen Kumpel Gassi gehen kann.

Der 1. Surfgang - Zwischen Aufregung und Salzwasserspülung


Vor allem Patty war vor dem ersten Surfgang aufgeregt, da sie sich in den letzten Monaten extra Mühe bei ihrem Sportprogramm gegeben hatte, um sich körperlich vorzubereiten. So ein Bürojob ist nämlich bekannterweise nicht der größte Garant für einen trainierten Körper. Pierre währenddessen hatte eher Respekt vor dem Salzwasser, vom dem er nicht der allergrößte Fan ist. So saßen wir (an)gespannt in Schwimmsachen im Tuktuk und wurden zum Strandabschnitt namens SK Town gefahren, an dem uns schwarzer Sand und Beach Breaks erwarteten. Nach ein paar Aufwärmübungen schnallten wir uns die Leine um die Beinchen und stürzten uns an der Seite unserer Surf-Coaches ins Wasser. Diese hielten dann für uns nach den besten Wellen Ausschau und gaben uns Anweisungen wie "Paddle!" (Paddeln) und "Pop up!" (Steh auf) zu den richtigen Momenten. Ob wir die Hinweise immer so richtig umgesetzt haben, sei mal dahingestellt, aber wir hatten erfreulicherweise beide recht schnell unsere ersten Erfolgserlebnisse. Darüber hinaus wurden wir aber auch gut durchgespült, da der Wellengang (für Anfänger) recht ausgeprägt war. Das realisierten wir natürlich erst in den nachfolgenden Tagen als wir an anderen, seichteren Stellen am Strand von Hiriketiya surften.


So eine Surfstunde sieht dann meist recht ähnlich aus: Sobald man eine Welle bekommen hat und im Optimalfall bis zum Strand gefahren ist, dreht man sein Board wieder Richtung Ozean, schwingt sich drauf und paddelt wieder ins Meer hinaus. Das Wasser ist und bleibt dabei eine Faszination für sich: Wenn man da so bäuchlings auf große Wellen zu schwimmt, wird einem die Kraft des Meeres bewusst. In einem Bruchteil einer Sekunde muss man dann entscheiden, wie man der Welle am besten begegnet: Auf dem Board in die Welle eintauchen, sich mit dem Board drehen und die Welle über sich fegen lassen oder vom Board absteigen, es an der Leine nehmen und sich in die Welle werfen. Aber auch, wenn man mit dem Gesicht in Richtung Strand auf seine nächste Welle hofft, wird die Wucht des Wassers oft mehr als deutlich: Die Coaches halten einen zwar fest während man auf dem Board liegend auf seinen Einsatz wartet, aber man selbst muss sich ebenfalls mit viel Kraft am Board festhalten und den Körper anspannen, um nicht direkt wie eine Robbe von selbigem runtergespült zu werden. Am Ende jeder Surfstunde hatten wir dann jeweils mehrere Salzwasserspülungen hinter uns, Sand an surrealen Körperstellen und waren glücklich.


Unsere morgendlichen Surfstunden fingen zwischen 6 und 7 Uhr an und dauerten rund 90 Minuten. Anschließend wurden wir wieder mit Truck oder Tuktuk ins Camp gebracht, wo wir geduscht haben und dann leckeres Frühstück bekommen haben. Da kehrte dann jeweils ein schönes Gefühl ein, da man sich schon körperlich betätigt hatte, aber auch noch den ganzen Tag vor sich hatte. Um 13 Uhr fanden dann jeweils die Yogastunden statt, welche eventuell nur von einer Person von uns besucht wurden. Zwischen 14:30 und 16:00 Uhr ging dann die Nachmittags-Surfstunde los, die aber wegen ungünstigem Wellengang das ein oder andere Mal ausfallen musste. Abends gab es dann entweder Abendessen im Camp oder es wurden Plätze in umliegenden, coolen Restaurants wie dem Smoke & Bitters reserviert.


Besonders schön war es, dass wir mal wieder auf Gleichgesinnte getroffen sind und uns über's Leben, das Reisen und natürlich das Surfen austauschen konnten. Im Camp war Platz für knapp 30 Leute und das war vermutlich auch das Durchschnittsalter, sodass wir uns super wohl gefühlt haben. Die Atmosphäre war entspannt, viele Ecken im Camp luden zum Verweilen ein und so hatten wir eine tolle Zeit mit unseren (Haupt)-Mitsurfern Anouska, Dario, Jess und Stefanie, mit denen wir viel Zeit verbrachten - ob nun im Meer, am Pool oder in einer Bar mit viel zu lauter (aber guter) Live-Musik.

Nur wer Ohrenschmerzen hat, ist ein wahrer Surfer!


Um so ein richtiges Surfer-Gefühl zu erlangen, entschied sich Pierre dann noch für eine kleine Ohrenentzündung zum Ende hin - neben den erwähnten Abschürfungen eine weitere klassische Surfer-Krankheit. Diese begleitete ihn zwar vermutlich schon seit Malaysia, hat sich dann nach den Surfgängen aber so richtig bemerkbar gemacht. Nach einigen Überzeugungsanläufen über die letzten Wochen hinweg, fuhr Pierre dann doch zu einem lokalen Arzt und ließ seine Ohren begutachten. Freundlicherweise wurde er dazu von seinem Tuktuk-Fahrer beim Arzt angemeldet und in dem Raum begleitet, der eher Abstellkammer-Vibes hatte. Ähnlich wie in Deutschland gibt es natürlich auch in Sri Lanka eine ärztliche Schweigepflicht... nicht. So fand sich Pierre im Arztzimmer mit einer Familie, die vor ihm dran war, und einem weiteren Patienten, der nach ihm dran war, wieder und lauschte auch deren Diagnosen. Mit Ohrentropfen im Gepäck kam er dann wieder angedüst und trat die letzten Tage ein wenig kürzer bzw. feilte an seiner Karriere als persönlicher Sportfotograph von Patty. Patty bekam unterdessen ein kleineres Softboard, da die Surfversuche immer besser aussahen. So wurde die "Titanic" gegen ein kleineres Modell eingetauscht, welches auch besser zu Patty's Körpergröße passte. Das nun kräftig rot leuchtende Brett löste zudem ein paar Baywatch-Gefühle aus.

Smoothie-Bowls und Surfen - Das Leben könnte schlimmer sein


Nachdem wir dann nach einer Woche Abschied vom Camp und unseren neu gewonnenen Freunden genommen hatten, zogen wir einen Küstenort weiter nach Mirissa, um dort unsere letzten zwei Sri Lanka Tage zu verbringen.


Wir spazierten zum Coconut Tree Hill, dem Parrot Rock und erkundeten einige coole Restaurants des kleinen Dörfchens, das im Großen und Ganzen wieder nur aus einer Hauptstraße und einem Strandabschnitt mit Bars bestand. Da ihr die täglichen Yoga-Stunden im Surfcamp gut gefallen hatten, besuchte Patty auch hier nochmal zwei sehr gut geführte Sessions in Jackie's Guesthouse. Und weil der Küstenort Weligama, der nur 5 Minuten mit dem Tuktuk entfernt lag, weitere tolle Anfängerwellen bereithalten sollte, ging es für ein letztes Mal in Sri Lanka auf's Board. Der dort ansässige Surf-Coach Sammy war dann recht schnell der Meinung, dass es bei Patty Zeit für ein Hardboard sei und so fand sie sich plötzlich auf einem Brett für fortgeschrittenere Surfer wieder. Und trotz der erschwerten Konditionen - vor allem, da viel mehr Balance benötigt wurde - surfte Patty auch hier fröhlich umher. Wir halten also zwei Dinge fest:


  1. Wir können nicht über's Wasser gehen, aber (ein bisschen) surfen.
  2. Das war nicht das letzte Mal, dass ihr Surf-Fotos von uns sehen werdet!


Und damit beenden wir das Kapitel "Surfen lernen" und "Sri Lanka" und machen uns auf den Weg nach Japan. Vor allem Pierre freut sich auf die kommenden Wochen wie ein Schnitzel, da sowohl Großstädte als auch ein Formel-1-Rennen auf uns warten. Außerdem kommen wir genau richtig zur Zeit der Kirschblüte - freut euch also auf unsere nächsten Beiträge. Bis dahin wünschen wir euch eine wunderbare Woche!

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