Hallo ihr Lieben,


heute ist Donnerstag, der 20.06.2024, und wir schreiben euch mit ein bisschen Verzögerung zum ersten Mal aus Afrika – genauer gesagt aus Südafrika! Was uns hierhin geführt hat? Ehrlicherweise stand das Land nur optional auf unserer Reiseroute. Die empfohlenen Monate für eine Rundreise sind nämlich von März bis Mai und September bis November, sodass wir das Land eigentlich schon aus unseren Köpfen gestrichen hatten. Dann stellten wir jedoch fest, dass das Land aus 3 Klimazonen besteht und der Juni sowohl für Walbeobachtungen als auch für Safaris im Kruger Nationalpark als beste Reisezeit gilt. Nur Kapstadt und die Garden Route fallen nicht in die „perfekte“ Reisezeit. Eine kurze Wetterfrosch-Recherche hat jedoch dann ergeben, dass das Wetter – zumindest in Kapstadt – außergewöhnlich gut werden soll. Dann waren die Flüge von Kambodscha nach Südafrika auch noch deutlich günstiger als nach Namibia oder Botswana, sodass wir kurzerhand zu wetterfühligen Sparfüchsen mutiert sind. Außerdem genießt Südafrika den Ruf, „Afrika light“ zu sein: eine zugängliche Ecke des Kontinents mit einem ausgedehnten Straßennetz, modernen Flughäfen, einem effizienten Kommunikationssystem und hochwertigen medizinischen Einrichtungen. Und da wir beiden Hübschen zum ersten Mal in Afrika sein würden, klang das für uns als Start gar nicht so verkehrt. Und während Johannesburg touristisch eher weniger empfohlen wird, war die Aktivitäten-Liste für Kapstadt recht lang, sodass wir uns für knapp eine Woche dort einbuchten. Nur das Thema Sicherheit war irgendwie so ein Ding. Sobald man nämlich zu Kapstadt recherchiert, tauchen verdammt viele Schreckgespenster auf: Bloß nicht von den Hauptstraßen abkommen, gewisse Viertel unbedingt meiden, nach Sonnenuntergang nicht mehr zu Fuß unterwegs sein, Wanderungen nicht allein und nur zu Stoßzeiten machen, als Frau noch vorsichtiger sein, keine Kameras/Smartphones/Schmuck sichtbar an sich tragen und und und – die Liste ist echt lang. Klang nicht sonderlich vielversprechend, aber da wir bislang viel Glück auf unserer Reise hatten, waren wir sicher, dass es uns auch in Südafrika hold sein würde.

Fly me to the moon, äh Africa!


Aber spulen wir doch kurz zurück, damit ihr uns von Anfang an in Afrika begleiten könnt. Nachdem wir von Jonas und Monika noch zum Flughafen gebracht und herzlich gedrückt wurden, haben wir unsere Reise von Kambodscha nach Südafrika angetreten. Zu Fuß wären es 19.285 Kilometer gewesen. Für Patty wäre das natürlich kein Problem gewesen, aber Pierre wollte unbedingt 22 Stunden lang fliegen. Eigentlich sollten es zwei 11-stündige Flüge mit Umstieg in Dubai sein, aber wir machten auch noch einen (für uns ungeplanten) Stopp in Singapur. Während der Flug von Phnom Penh nach Singapur quasi ein Geisterflug war und wir den hinteren Teil des Flugzeugs fast für uns hatten, stiegen auf den weiteren Flügen noch andere Reisende hinzu. Aber die Reisegöttin war hier absolut gnädig mit uns und wir hatten auf keinem (!) der Flüge andere Menschen neben uns, sodass wir sogar liegen konnten.

Wie Musik, afrikanischer Winter und Jetlag zusammenpassen - oder eben auch nicht


Und da standen wir dann nach der eintägigen Flugzeit in Kapstadt und freuten uns, dass alles bestens geklappt hat. Um euch nun musikalisch auf das Geschriebene einzustellen, macht euch doch einfach einen der folgenden Ohrwürmer an und habt (hoffentlich) ein bisschen Spaß beim Lesen: Africa" von Toto, "Waka Waka (This Time for Africa)" von Shakira, „Africa Unite“ von Bob Marley, "We Are the World" von USA for Africa, "The Lion Sleeps Tonight" von Solomon Linda, "Jerusalema" von Master KG feat. Nomcebo oooder eines der Lieder aus dem Film „Der König der Löwen“.


Wir ließen uns jedenfalls vom gut gelaunten Uber-Fahrer Maxwell in unser wirklich schönes Apartment im Stadtteil CBD bringen und dann fielen wir erschöpft ins Bett. CBD hat in diesem Fall nichts mit Drogen zu tun, sondern steht für Central Business District – wir wohnten also im zentralen Geschäftsbezirk. Für Kapstadt-Erstbesuchende werden zwar eher Bezirke wie Green Point, Sea Point und Camps Bay wegen der erhöhten Sicherheitsmaßnahmen empfohlen, aber das haben wir erst gelesen als wir schon seit ein paar Tagen in CBD wohnten.  


Am ersten Tag öffneten wir also die Augen und wurden von feinstem Sonnenschein geweckt. Und das ist im Juni gar nicht mal so wahrscheinlich, denn aktuell ist hier Winter und der hat den Ruf - trotz der durchschnittlichen 18 Grad Tagestemperatur – bewölkt bis regnerisch, windig und kühl zu sein. Wir sind auf jeden Fall super dankbar für das milde Wetter, welches eine willkommene Abwechslung zu der hohen Luftfeuchtigkeit und Hitze der letzten Wochen in Asien ist. Und noch was Cooles ist passiert: Wir haben keinen Jetlag! Wir sind nämlich aktuell wieder in der Zeitzone, in der auch Deutschland liegt, und das bedeutet 7 Stunden Zeitverschiebung zu Kambodscha. Hätte also auch schiefgehen können und wir wären als Nachtgespenster durch Kapstadt gegeistert.


Es handelt sich dabei übrigens um die älteste Stadt Südafrikas und wird darum „Mothertown“, also Mutterstadt, genannt. Für alle Geographie-Muffel hier noch eine kurze Hilfestellung: Die Stadt liegt im Südwesten des Landes unmittelbar am Atlantischen Ozean und am Fuße des 1087 Meter hohen Tafelbergs. Dieser wiederum ist ein richtiger Opa: Er ist nämlich einer der ältesten Berge der Welt, der schätzungsweise 260 Millionen Jahre alt ist, und zu den neuen Naturwundern zählt. Der Tafelberg trägt seinen Namen wegen seines flachen Plateaus, das eben aussieht wie eine lange Tafel (Tisch) und ist bekannt für sein “Tablecloth”, das Tischtuch aus Wolken, das sich über das Plateau legt, wenn der berüchtigte Süd-Ost-Wind weht.

Tag 1 - Buntes Bo-Kaap & die ersten Tiere im Rucksack


Wegen der ganzen Sicherheitswarnungen liefen wir dann also am ersten Tag mit einer Mischung aus mulmigem Gefühl und Vorfreude los. Direkt nachdem wir unseren Gebäudekomplex verlassen hatten, kamen wir an kleinen süßen Café und Restaurants vorbei und hatten sofort einen „Hollywood-Moment“, denn die mit Palmen gesäumten Straßen sahen aus wie klischeehafte Boulevards in den USA. Nach einem leckeren Frühstück liefen wir dann in das Viertel Bo-Kaap, welches vor allem für seine bunten Häuser und engen Straßen bekannt ist. Der farbenfrohe Blick von unserem Balkon verriet uns nämlich, dass sich dieses unmittelbar in unserer Nachbarschaft befinden muss. Die Geschichte des Viertels in Kürze: Ursprünglich als „Malay Quarter“ im 18. Jahrhundert gegründet, war Bo-Kaap ein Wohngebiet für ehemalige Sklaven aus Indonesien, Sri Lanka, Indien und Malaysia – die so genannten Kap Malaien. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Bo-Kaap jedoch zu einem muslimischen Gebiet erklärt, aus dem Menschen anderer Religionen vertrieben wurden. Heute ist Bo-Kaap ein lebendiges Viertel mit über 6.000 Einwohnern, von denen über 90% Muslime sind. Warum die Häuser bunt sind? Eine Theorie ist, dass die Farben die Freiheit der einstigen Sklaven widerspiegelt, die ihre Häuser nach dem Ende der „Weiß-Pflicht“ in lebendigen Farben gestalteten. Ein andere Theorie besagt, dass Jede:r einfach die aktuell günstigste Farbe gewählt hat, weil es die ärmsten Bewohner der Stadt waren/sind. Auf einer Sicherheits-Skala bekommt das Viertel jetzt auch keine 10 – jedenfalls laut Internet. Mit einem schlechten Bauchgefühl zückte Patty ihre Kamera für ein paar Fotos und vergrub sie anschließend wieder tief im Rucksack. In den vorherigen Ländern hingen ihr Handy und Kamera immer lässig-touristisch um den Hals. Anschließend spazierten wir noch durch eine riesige Parkanlage namens Companys Garden, in der wir von neugierigen Eichhörnchen und witzigen Gänsen beobachtet wurden. Der Garten wurde vor über 300 Jahren übrigens mal angelegt, um die Segelschiffe der Holländisch-Ostindischen Handelskompanie mit dem hier angebauten Gemüse zu versorgen. Nachdem wir dann alle Tiere in unseren Rucksack neben die Kamera gestopft hatten, liefen wir zur Wohnung, um auch ja vor Sonnenuntergang wieder zuhause zu sein – safety first. 

Tag 2 und Tag 3 - Kapstadt von oben und ein paar nette Strände


Am nächsten Tag entschieden wir uns aufgrund des sensationellen Wetters für eine Wanderung auf den Lion’s Head. Dabei handelt sich um einen markanten Felsen, welcher etwa 670 Meter hoch ist, und wie ein Löwenkopf auf einem Bergrücken aussieht – jedenfalls mit gaaanz viel Fantasie, die wir in diesem Fall nicht haben. Der jedoch wirklich wunderschöne (!) 5 Kilometer lange Aufstieg dauerte rund 75 Minuten, wobei die letzten 100 Höhenmeter halbalpines Klettern erforderten und sicherlich nichts für schwache Nerven sind. Sowohl auf dem kompletten Wanderweg als auch oben angekommen, wurden wir mit unfassbaren Ausblicken belohnt: Wir bestaunten schwitzend den Tafelberg, Kapstadt, den Strand vom beliebten Badeort Camps Bay und die 12 Apostel. Bei Letzterem handelt es sich nicht um zwölf Typen in braunen Roben, sondern um eine Bergkette, die sich mit ihren Hügeln an der Küste entlang schlängelt. Wir halten fest: Neben unserer Wanderung in Thailand war das wohl einer der schönsten Wanderwege, den wir bislang beklettern durften.


Nachmittags spazierten wir dann noch zur Victoria & Alfred Waterfront, wobei es sich um einen eher touristischen Stadtteil mitten im Hafenviertel von Kapstadt handelt. Wir schlenderten an teuren Yachten und modernen Wohnungen direkt am Wasser vorbei, bummelten durch die lebhafte Promenade und ließen uns vom Rhythmus der dort auftretenden Straßenkünstlern anstecken. Nach einem stärkenden Kaffee in einer der bunten Markthallen flanierten wir weiter und kamen an einem Bootsanleger vorbei, an dem ein paar dicke Robben ihren Mittagsschlaf hielten. Umso besser für uns, da sie sich so recht widerstandslos einpacken ließen. Nachdem wir am Riesenrad angekommen waren, bummelten wir durch eine große Shopping-Mall zurück zum Anfang der V&A Waterfront und ließen uns von einem Uber nach Hause fahren – es wurde schließlich dunkel.


Am dritten Morgen spazierten wir bei feinstem Sonnenschein ungefähr 2 Stunden die Küste Kapstadts entlang, um zu den süßen Strandabschnitten von Camps Bay und Clifton zu kommen. Da die Wassertemperatur des Atlantiks aber aktuell nur schmale 14 °C beträgt, haben wir unsere Badesachen getrost zuhause gelassen. Neben den Stränden gab es hier aber nur Unterkünfte, private Villen und eine seeehr kleine Auswahl an Cafés und Restaurants, sodass wir uns nach einer kleinen Stärkung in Form von Cappuccino und Americano (übrigens unsere Standard-Bestellung) wieder auf den Rückweg gemacht haben. Abends hat Patty dann zur Abwechslung den Kochlöffel (erstaunlich gut) geschwungen und anschließend haben wir zuhause das 1. EM-Spiel der National-Elf angeschaut. 

Lecker Essen & Patty's Drang, neue Menschen kennenzulernen


Am Wochenende findet an der V&A Waterfront der Oranjezicht Farmers Market statt, zu dem wir unbedingt wollten. In einem wirklich coolen und stilvollen Ambiente werden hier selbstgemachte Leckereien, organisch angebaute Früchte und Gemüse, Blumen und noch allerhand hübsche Dinge mehr verkauft. Wir waren von dem kulinarischen Angebot zwar maximal überfordert und auch sauer, dass wir nicht alles probieren konnten, aber haben es trotzdem genießen können. Eigentlich wollten wir nach unserem ausgedehnten Frühstück dann noch den Tafelberg erklimmen, aber Pierre hat sich für eine kleine Pause entschieden. Patty hat sich währenddessen einer Stadtführung angeschlossen, bei der der etwas zu engagierte Tourguide Cedric von der politischen Vergangenheit des Landes erzählte. Wie ein Mensch so viele Fakten und Jahreszahlen in einen Satz packen kann, ist uns auch weiterhin ein Rätsel. Neben Patty war auch das lustige Paar Patrick und Louise von der Tour etwas überfordert, sodass wir uns anschließend bei einem gemütlichen Kaffee im Church Coffee gemeinsam erholten. Das Café hat seinem Namen dabei alle Ehre erwiesen, denn es war direkt an eine Kirche angebaut. Der unglaublich lustige Besitzer gab uns noch eine kleine Kirchentour während wir auf unsere Getränke warteten.


Wie ihr vielleicht gemerkt habt, hat Patty nach 6 Monaten Weltreise übrigens so gar keine Berührungsängste mehr, wenn es darum geht, ihr sympathische Leute nach gemeinsamen Unternehmungen zu fragen. Nachdem sie den beiden Afrika-Reisenden ja bereits den gemeinsamen Kaffee aufgedrückt hatte, waren wir dann für den nächsten Tag auch noch zum gemeinsamen Brunch und einem Ausflug an den Boulders Beach (Felsbrocken Strand) verabredet. Der Boulders Beach ist aber nicht nur irgendein Strand, sondern hier lebt nämlich – haltet euch fest - seit 1982 eine Kolonie von Brillenpinguinen. In diesem Jahr haben sich nämlich zwei Brutpaare der afrikanischen Pinguine dort so wohl gefühlt, dass sie ihre eigene kleine Familie gegründet haben. Seitdem ist die Zahl auf mittlerweile rund 3.000 Pinguine angewachsen. Sie sind übrigens die einzigen Pinguine Afrikas, die heute noch in freier Wildbahn leben. Damit die süßen Kreaturen zwar beobachtet, aber eben nicht von wildgewordenen Naturliebhabern angefasst werden können, wurden Holzstege entlang des Strands errichtet. Außerdem sind wir bei unserem Ausflug auf weitere flauschige Tiere gestoßen, die wir vorher noch nie gesehen haben: Auf Schliefer! Unser ungeschultes Auge hat sie erst für Murmeltiere gehalten und andere Menschen am Strand vermuteten, dass es „Mountain Rabbits“, also Berg-Hasen seien. Zum Glück hat uns Dr. Google mal wieder aufgeklärt, sodass wir nun wissen, was wir da neben den Pinguinen in unsere Rucksäcke gequetscht haben. 

Unsere Wahrnehmung zum Thema Sicherheit


Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt bedroht oder gar gefährdet gefühlt. Während wir die ersten Tage noch ein mulmiges Gefühl hatten, hat sich dieses schnell eingestellt. Auf den Straßen ist tagsüber eine bunte Mischung an Menschen unterwegs – abends sind die Straßen wie leer gefegt. An dieser Stelle haben wir lieber den Sicherheitshinweis befolgt und sind nur mit dem Taxi bzw. Uber von A nach B gefahren – ob das unbedingt notwendig gewesen wäre, wissen wir natürlich nicht, und es hat sich auch ein wenig komisch angefühlt. Aber wir wollen ja nicht direkt auf’s Ganze gehen. Was fairerweise auffällig ist, waren die (relativ) vielen Obdachlosen auf der Straße. Teilweise haben wir (abends) auch offene Feuer neben ihren Schlafplätzen gesehen. Aber ehrlich? In einige Ecken von Berlin, Paris oder Frankfurt sieht es genau so aus. Wenn man natürlich aus einem beschaulichen Dörfchen kommt und noch nie Menschen aus wirklich armen Gesellschaftsschichten gesehen hat, kann das aber durchaus bedrohlich wirken. Da leider viele der Menschen auf der Straße zudem drogenabhängig sind, darf man die Situation aus unserer Sicht auch auf keinen Fall unterschätzen – ein verzweifelter Mensch auf der Suche nach dem nächsten Rausch kann einfach gefährlich werden. Und auch die Townships – also die Armenviertel – muss man sicherlich nicht ohne Tourguide oder auch noch mit Schmuck und Kamera behangen besuchen. Wir haben den Besuch eines Townships gänzlich von der Aktivitäten-Liste gestrichen, da es uns nicht richtig vorkommt, (arme) Menschen als „Objekt“ zu bestaunen. Ach und wir haben mitbekommen, dass extrem viele Deutsche hier in Kapstadt einen Zweitwohnsitz haben, denn – wir erinnern uns – im deutschen Winter ist in Kapstadt herrlicher Sommer.  Außerdem dürfen wir feststellen, dass Lebensmittel und vor allem auch das Essengehen im Schnitt 30% günstiger sind als bei uns - wir haben es uns also auch schon kulinarisch so richtig gutgehen lassen.

Unser Kapstadt-Fazit


Um unsere ersten Südafrika-Eindrücke zusammenzufassen, möchten wir euch heute das südafrikanische Slangwort „lekker“, das aus der Sprache Afrikaans kommt, beibringen. Afrikaans ist aus dem Niederländischen des 17. Jahrhunderts entstanden und ist eine der elf Amtssprachen in der Republik Südafrika. „Lekker“ hat mehrere Bedeutungen und kann in verschiedenen Zusammenhängen verwendet werden, um viele Dinge zu beschreiben: von Menschen über Lebensmittel bis hin zu leblosen Gegenständen. Im Endeffekt kann man es mit großartig, lecker, nett, toll, witzig oder lustig übersetzen. Wir fanden bisher also ziemlich viel lekker hier: Die vielfältigen Menschen, das sonnige Wetter, die kulinarische Vielfalt, das Großstadtflair, die bezaubernden Lage am Ozean sowie die interessante Geschichte. Nach einigen Tagen stand für uns also fest: Wir wollen noch mehr von Land und Leuten kennenlernen und so haben wir uns für 5 Wochen einen Mietwagen gebucht, mit dem wir nun quer durch das Land fahren werden mit dem Ziel: Krüger Nationalpark im Nordosten des Landes. 

Wer ist eigentlich Nelson Mandela und was bedeutet Apartheid?


Um einige Fakten wie z.B. die Entstehung von Townships, die Entwicklungen in Bo-Kaap und die allgemeine Sicherheit besser verstehen zu können, müssen wir einen kleinen gemeinsamen Ausflug in die traurig-absurde Vergangenheit machen und uns dem Begriff der Apartheid widmen: Wie ihr vermutlich wisst, hatten viele europäische Länder schon zur Zeit des Kolonialismus das Ziel, ihre Macht zu vergrößern sowie Rohstoffe und Bodenschätze auszubeuten. Sie besetzten weite Teile Afrikas, entrechteten, versklavten oder ermordeten die Ureinwohner und plünderten die Schätze der Länder. Die Europäer sahen sich als überlegene Rasse an, vielen einheimischen Afrikanern zwangen sie ihre Kultur und Religion auf. Die Apartheid steht für die systematische Rassentrennung sowie Unterdrückung in Südafrika, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte. Sie wurde offiziell im Jahr 1948 eingeführt als weiße, buristische Rassisten die Regierung übernahmen. Buren sind europäische Einwohner Südafrikas und Namibias, die ursprünglich aus den Niederlanden stammen. Die burischen Nationalisten sympathisierten (wie sollte es anders sein) im Zweiten Weltkrieg mit Nazi-Deutschland und schürten die Angst vor einer "swart gevaar", einer schwarzen Gefahr, und schwangen sich zu Führern des angeblich bedrohten Südafrikas auf. Die Buren waren stark durch den so genannten Calvinismus beeinflusst, der sich auf die von Johannes Calvin gegründete christlich-protestantische Lehre über die Vorbestimmtheit des menschlichen Schicksals bezieht. Mit dieser Theorie rechtfertigte man die Rassentrennung und die angebliche "Überlegenheit" der weißen Rasse. Die rassistische Regierung teilte die Bevölkerung in drei Gruppen ein: white (weiß), coloured (farbig) und black (schwarz), für welche jeweils verschiedene Gesetze galten. Die einheimische Bevölkerung wurde aus vielen Gebieten vertrieben und in eigens für sie vorgesehenen Bezirken untergebracht. Man machte sie zu "Ausländern" und Fremden in ihrem eigenen Land, sie wurden massiv unterdrückt und besaßen so gut wie keine Rechte. Die weiße Minderheit hingegen hatte das politische Sagen und hat die großen Wirtschaftsbetriebe, Banken und besten Böden für den Ackerbau besessen. Bis zum Ende der Apartheid wurden Hunderttausende Menschen zur Umsiedlung gezwungen, inhaftiert, getötet oder ins Exil geschickt. Das Absurde: Wir sprechen von rund 41 Millionen nicht-weißen Menschen, die durch 4 Millionen weiße Menschen unterdrückt wurden… Bereits 1944 gründeten schwarze Radikale einen Widerstandsverband, dessen Motto lautete: "Afrika ist das Land der Schwarzen.“ Einer der Gründungsväter war übrigens Nelson Mandela, der sich aufgrund seines politischen Engagements daraufhin insgesamt 27 Jahre (!) in Haft befand. Nach jahrzehntelangen internationalen Sanktionen und Boykotten, dem Widerstand des Afrikanische Nationalkongress und öffentlichen Aufständen, stimmte die südafrikanische Apartheidregierung schließlich für die Aufhebung des Apartheidgesetzes und ermöglichte demokratische Wahlen. Nelson Mandela war 1994 der erste demokratisch gewählte Präsident Südafrikas und setzte sich während seiner Amtszeit für Versöhnung, nationale Einheit und den Kampf gegen Armut und Ungleichheit ein. Mandela wird weltweit als Symbol für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden verehrt. Dass ein Mensch nach so vielen Jahren in Gefangenschaft über Versöhnung und Einheit sprechen kann, ist für uns übrigens ein schier unglaubliches menschliches Meisterwerk. 


Und damit verabschieden wir uns heute von euch und lassen die das Gelesene auf euch euch wirken! Bis nächste Woche fühlt euch lieb gedrückt.

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